Wer nach einem guten Whisky sucht, denkt vermutlich nicht an Bayern – schließlich ist man hier fürs Bier bekannt. Tatsächlich sind die Zutaten der beiden Getränke sehr ähnlich. Doch beim Besuch in der idyllischen Whiskybrennerei Slyrs am Schliersee lässt sich neben dem Wissen über Whisky und seine Herstellung noch eine andere Lektion lernen – über Mut, Erfindergeist und Träume.
Der erste Slyrs-Whisky entstand aus einer Wette. Als Firmengründer Florian Stetter 1994 im Rahmen seiner Destillateur-Ausbildung durch Schottland reiste, fragte er sich – warum haben wir so etwas nicht bei uns? Um einen Kasten Bier hat er mit seinen Freunden gewettet, die ihm nicht glauben wollten, dass er am Schliersee einen schmackhaften Whisky herzustellen vermag. Er war mutig – und bastelte von 1999 bis 2002 an dem ersten bayerischen Whisky. Den Kasten Bier hat er gewonnen – und dazu einen neuen Geschäftszweig.
Heute beweist Stetters Geschichte auch: Um tollen Whisky zu kosten, braucht es keine Dienstreise nach Edinburgh. Eine Zugstunde von München entfernt, direkt im bayerischen Voralpenland, sitzt Slyrs, ein Stückchen Schottland in Bayern. Hier können alle Mitarbeitenden ihr Whiskywissen aufbessern, (beinahe) jeden Schritt der Produktion verkosten – und müssen dafür nicht mal nach Schottland reisen. Außerdem lernt man bei Slyrs einiges über Unternehmertum – und warum es sich lohnt, gegen den Strom zu schwimmen.
Die Tour beginnt mit einem kleinen Film, und selbst wer kein großer Whiskyfan ist, wird von der Geschichte der Gründer inspiriert sein. Hier gibt es Take-aways für das ganze Team – wie kann man außerhalb der gegebenen Norm denken? Warum lohnt es sich, mutig zu sein?
Die Touren über das Slyrs Gelände werden auf zwei Sprachen gehalten: Deutsch und Englisch – „mit Bairisch als Bonussprache“, fügt Marinus, Tourleiter und Brand Ambassador, mit einem Lachen hinzu. Die bayerische Herkunft wird hier großgeschrieben – und doch kreuzt sie sich immer wieder mit jener der Schotten. Denn die ersten Mönche, die dem Ort rund um den Schliersee ihren Namen gaben, waren schottischer und irischer Abstammung. Daher auch die ungewöhnliche Schreibweise, denn Slyrs wird „Schliers“ ausgesprochen. Hier hört es mit den Parallelen noch nicht auf: Gründer Florian Stetter sah sich in so manchen der Eigenarten der Schotten an sein eigenes, bayerisches Völkchen erinnert: vom schottischen Dialekt bis zur eigensinnigen Tracht.
Die bayerische Herkunft wird hier großgeschrieben – und doch kreuzt sie sich immer wieder mit jener der Schotten.
Die Zutaten für einen Whisky sind schnell zusammengefasst: Gerste, Wasser und Hefe – für die Herstellung eines Biers würde hier nur der Hopfen fehlen. In diesen wenigen Zutaten liegt allerdings ein immenser Spielraum – das Wasser, die Hefestämme, die Zubereitung des Gerstenmalzes und die Bauart der Brennblasen, all das bestimmt den Geschmack des Whiskys. Dabei ist die Tour durch die Slyrs-Hallen nicht nur Theorie: Sie ist mit zahlreichen Verkostungen verbunden. So auch in der Destillierhalle, wo die Kolleg*innen den Vor-, Mittel- und Nachlauf des Whiskys probieren dürfen. Vor- und Nachlauf werden dabei entsorgt und sind ungenießbar: Der Vorlauf erinnert mit seinen 80% Alkoholgehalt an einen Reiniger mit dem süßlichen Geruch eines Klebers, der Nachlauf schmeckt wie abgestandenes Bier. Also: Weg damit, nur der Mittellauf wird verwendet.
Weiter geht es in die Fasshalle, die MICE-Teams träumen lässt: Hier, in dem „heiligen Lager“, der Private-Cask-Halle, dürfen sich Firmen ihren eigenen Whisky aussuchen und ihn reifen lassen. Die Logos auf den Fässern zeigen eine große Bandbreite: Vom FC Bayern bis zu Subway hat hier manche Firma ihren eigenen Trunk im Lager. Ein Highlight für jeden Firmenausflug. Die Fässer sind auch in anderer Hinsicht bedeutend: „Ein Fass macht 70 bis 80 Prozent des Geschmacks aus“, erklärt Marinus. Denn der Whisky nimmt die Geschmäcker und Farbe des Fasses auf, in dem er gelagert wird. Alte Portweinfässer oder Sherryfässer sind deshalb keine Seltenheit.
Vor allem aber kann man von Slyrs lernen, dass es sich auszahlt, mutig zu sein.
Im Verkostungssaal, mit Blick auf Berglandschaft und Wiesen, darf das Team schließlich das Endprodukt probieren: Drei der beliebtesten Slyrs-Whiskys stehen bereit. Einen Whisky zu trinken, ist eine ähnliche Wissenschaft, wie ihn herzustellen. So kann man nach einem Ausflug zu Slyrs mit Insiderwissen angeben: wie man das Glas an der Nase vorbeischwingt und nicht „seinen Zinken in das Glas hält“, wie Marinus sagt. Dass die Schlieren im Glas ein Zeichen für eine gute Qualität sind. Oder, dass es sich lohnt, beim Riechen am Getränk einmal das eine Nasenloch zuzuhalten – denn das aktiviert unterschiedliche Rezeptoren im Gehirn.
Vor allem aber kann man von Slyrs lernen, dass es sich auszahlt, mutig zu sein. „In unseren Anfängen wollte keine der Banken uns Geld leihen. Sie haben gesagt, dass sich ein Whisky aus Bayern nicht rentiert. Unser Chef hat sein Startkapital schließlich von Freunden bekommen – ein Risiko, denn man muss erst einmal drei Jahre warten, bis man den Whisky schließlich kosten kann,“ erzählt Marinus. „Doch schon bei unserem ersten Verkauf haben die Leute vor unserer Destillerie gecampt. Es hat sich also gelohnt.“ Und noch heute kommen Menschen aus aller Welt in dieses kleine Örtchen am Schliersee, um zu lernen, wie sich ganz große Tradition umsetzen lässt – auf die bayerische Art.
Gut zu wissen:
• Eine exklusive Führung mit persönlichem Guide lässt sich einfach auf der Website buchen: slyrs.com
• Sie inkludiert einen Film, eine persönliche Tour mit Guide durch die Anlage und eine Verkostung.
Dauer: ca. 1,5 Stunden, täglich zwischen 10.00 und 15.30 Uhr.
Preis: pro Guide 90 Euro + 9,90 Euro pro Person.
• Bei der Luxusversion kann man noch eine bayerische Brotzeit hinzubuchen.
Pro Guide 90 Euro + 23,80 Euro pro Person.
• Wer anschließend einen eigenen Raum buchen möchte oder außerhalb der Öffnungszeiten Slyrs besichtigen möchte, kann nach Vereinbarung Events in Verbindung mit Slyrs Caffee & Lunchery buchen. Hier finden im Innenbereich circa 70 Personen Platz, auf der Sonnenterrasse etwa 120 bis 150 Personen. Zusätzlich unterstützt das Slyrs-Team Sie von der Dekoration bis hin zur Menüauswahl (à la carte oder Buffet).
• In dem Online-Konfigurator können Firmen sich ganz leicht ihren eigenen Whisky zusammenstellen, der dann mit individualisiertem Label eingelagert wird. Konfigurieren Sie Ihren eigenen unter: slyrs.com
• Außerdem lässt sich ein Workshop buchen: Ab fünf Personen können Teams ihren eigenen Whiskylikör selbst kreieren. Eine Stunde kostet nach individueller Terminvereinbarung 300 Euro einmalig plus zehn Euro Materialkosten pro Person. Der Workshop ist von Montag bis Freitag buchbar.